Affordance ist die unmittelbar wahrgenommene Eigenschaft eines Objekts. Eigenschaften haben einen "Aufforderungscharakter": ein Ball bietet sich zum Werfen und Rollen an, eine leere Mauer zum Besprayen...
Die physikalische Beschaffenheit eines Objekts (Aussehen, Material, …) beeinflusst die Wahrnehmung über seine Funktion und Gebrauch. Genau genommen meint affordance die Beziehung zwischen den Eigenschaften des Objekts und der möglichen Wahrnehmung dieser Eigenschaften einer Person: ein schwerer Unspunnenstein kann bei einem kräftigen Mann die Wahrnehmung (affordance) „aufheben“ und „werfen“ hervorrufen, bei einem Kind tut sie das aber nicht. Ein treffender deutscher Begriff ist „Aufforderungscharakter“. Eine affordance hat einen gewissen Aufforderungscharakter. to afford sth kann im Englischen „etwas (an)bieten“ oder „gewähren“ heissen. Ein Stuhl kann also einen Sitzplatz anbieten.
Die Form einer Sache, eines Objekts, macht es geeigneter für gewisse Funktionen denn für andere: ein Rad „bietet“ rollen an oder fordert dazu auf, das Gegenteil davon wäre „stabil bleiben“. Diese affordance bietet das Rad also nicht unmittelbar an.
Die Form einer Sache macht sie auch geeigneter für gewisse Interaktionen als für andere: ein Knopf verleitet zum Drücken…nicht zum Ziehen.
Gutes Design heisst, die Dinge so zu gestalten, dass die Form der Sache alleine auf die Handhabung und Funktion schliessen lässt. Gutes Design macht es schier unmöglich, eine Sache falsch zu bedienen.
Statt also hier einen Türknauf zu gestalten, der nicht wirklich nahe legt, ob man drücken oder ziehen muss, und dann diese Unklarheit mit dem Text zu überbrücken, wäre besseres Design eine Platte so anzubringen, dass von vorneherein klar wird, dass man diese Türe nur aufdrücken kann.
